Was ist Typ-1-Diabetes?


Menschen mit Typ-1-Diabetes haben eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass ihr körpereigenes Immunsystem fehlgesteuert wird. Es kann teilweise nicht zwischen körperfremd (z.B. Viren, Bakterien) und körpereigen unterscheiden. Bei Typ-1-Diabetes richtet sich das eigene Immunsystem gegen die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Herstellung von Insulin verantwortlich sind. Durch die Autoimmunreaktion werden also die insulinproduzierenden Zellen zerstört. Der Körper kann dann selbst kein Insulin mehr herstellen. Dadurch müssen Betroffene mehrmals am Tag Insulin zuführen, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Insulin wird über das Blut an Organe transportiert und ermöglicht dort die Aufnahme von Zucker aus dem Blut. Ohne Insulin kann der Zucker aus dem Blut nicht in die Zellen der Organe gelangen und verbleibt im Blut. Dadurch steigt der Blutzucker an und die Zellen werden nicht ausreichend mit Energie versorgt.               

Typ-1-Diabetes im Frühstadium bleibt meist lange Zeit unbemerkt. Die Person fühlt sich zunächst gesund und zeigt keinerlei Symptome. Anzeichen treten auf, sobald die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin bilden und der Blutzucker steigt.

Symptome des Typ-1-Diabetes
- Starker Durst und vermehrtes Trinken
- Häufiges Wasserlassen
- Plötzliche Gewichtsabnahme
- Stetige Müdigkeit und geringere Leistungsfähigkeit
- Zeichen der Austrocknung (trockene Haut und Schleimhäute, rissige Lippen)

Treten Symptome bei Kindern oder Jugendlichen auf, sollte medizinisches Fachpersonal schnellstmöglich den Blutzucker bestimmen. Unbehandelt kann es im schlimmsten Fall zu einer schwerwiegenden Stoffwechselentgleisung kommen, einer sogenannten diabetischen Ketoazidose. Tritt eine Ketoazidose auf, muss die Person einige Zeit im Krankenhaus überwacht werden, meist auf der Intensivstation. 

In einem Frühstadium von Typ-1-Diabetes treten noch keine Symptome auf, die Autoimmunerkrankung kann aber bereits klinisch diagnostiziert werden. In Stadium 1 ist ein Autoimmunprozess im Blut nachweisbar, der gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse gerichtet ist. Um diesen Autoimmunprozess nachzuweisen, wird das Blut auf sogenannte Inselautoantikörper untersucht. In Stadium 2 haben die Personen bereits erhöhte Blutzuckerwerte bei einem Glukosetoleranztest. In Stadium 3 spricht man von einem klinisch manifestierten Typ-1-Diabetes: der Blutzucker ist dauerhaft hoch und es treten die oben genannten Symptome auf.

Um Typ-1-Diabetes im Frühstadium festzustellen können Kinder in Bayern, Sachsen und Niedersachsen an einem Screening auf Inselautoantikörper teilnehmen. Das Screening wird im Rahmen der Fr1da Studie  angeboten und ermöglicht es, Typ-1-Diabetes bereits zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Dadurch können schwerwiegende Folgen für betroffene Kinder verhindert werden und die Familien können sich durch Schulungsprogramme besser auf die Erkrankung vorbereiten.

Wenn die Typ-1-Diabetes Erkrankung früh erkannt wird, hat das viele Vorteile für betroffene Menschen und ihre Familien. Zum einen werden dadurch die Zahlen schwerer Stoffwechselentgleisungen und diabetischer Ketoazidosen sehr stark reduziert. Zum anderen kann die Funktion der insulinproduzierenden Betazellen zu einem Teil erhalten bleiben, wenn rechtzeitig mit einer Insulintherapie begonnen wird. Auch die Langzeitregulation des Blutzuckers funktioniert dann besser. Insgesamt kann das für betroffene Kinder oder Erwachsene bedeuten, dass sie kürzere Klinikaufenthalte haben, weniger intensivmedizinische Behandlung benötigen und weniger Langzeitfolgen wie beispielswiese Schäden an Organen auftreten. Dadurch ergibt sich auch eine erhöhte Lebensqualität und eine höhere Lebenserwartung für Menschen mit Typ-1-Diabetes.

Eine genetische Veranlagung für Typ-1-Diabetes kann von den Eltern vererbt werden. Jedoch bekommen Kinder von Eltern mit Typ-1-Diabetes nur in seltenen Fällen selbst die Erkrankung. Drei bis vier von 1000 Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens Typ-1-Diabetes. Das bedeutet, das Risiko Typ-1-Diabetes zu entwickeln liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 0,3 bis 0,4 Prozent. Das Erkrankungsrisiko steigt dagegen auf drei Prozent, wenn die Mutter bereits Typ-1-Diabetes hat und auf fünf Prozent, wenn der Vater bereits Typ-1-Diabetes hat. Haben zwei nahe Verwandte Typ-1-Diabetes, also zum Beispiel Mutter und Vater oder ein Elternteil und eines der Geschwister, dann steigt das Risiko für Typ-1-Diabetes auf 25 Prozent. Zusätzlich gibt es bestimmte Marker im genetischen Code, die das Risiko der Krankheitsentstehung entweder verringern oder erhöhen. Vor allem sind das die HLA-Gene. Trägt man bestimmte Varianten dieser Gene in sich, beeinflussen diese das persönliche genetische Risiko Typ-1-Diabetes zu bekommen. Im Rahmen der Freder1k Studie  können Sie bei Ihrem Neugeborenen das genetische Risiko für Typ-1-Diabetes bestimmen lassen.

Fast 90 Prozent der Kinder, die an Typ-1-Diabetes erkranken haben keinen nahen Verwandten, der oder die ebenfalls erkrankt ist. Der Ausbruch von Typ-1-Diabetes wird durch mehrere Faktoren begünstigt und eine genetische Veranlagung ist nur einer dieser Faktoren. Genau sind die Ursachen von Typ-1-Diabetes noch nicht bekannt. Wir wissen, dass die ersten Anzeichen der Autoimmunkrankheit oft bereits in den ersten beiden Lebensjahren beginnen. Frühkindliche Virusinfektionen können das Auftreten von Typ-1-Diabetes begünstigen. Außerdem könnten die Bakterien im Darm (das Mikrobiom) eine Rolle spielen. Kinder, die später Typ-1-Diabetes entwickeln, haben nämlich eine etwas andere Zusammensetzung der Darmbakterien, als Kinder, die später keinen Typ-1-Diabetes entwickeln. Auch bestimmte Entzündungsmarker sind bei Kindern, die Typ-1-Diabetes entwickeln, schon als Vorboten im Blut zu finden. Wir bei GPPAD erforschen die Ursachen von Typ-1-Diabetes in verschiedenen Studien.


Bislang gibt es keine Heilung für Typ-1-Diabetes. Da Insulin überlebensnotwendig ist, müssen sich Personen mit Typ-1-Diabetes Insulin zuführen. Das Insulin wird entweder über einen Pen oder eine Pumpe verabreicht. Die Personen überwachen ihren Zuckerspiegel mehrmals am Tag mit einem Messgerät oder kontinuierlich mit Hilfe eines Sensors. In ihrer Alltagsplanung müssen sie Faktoren berücksichtigen, die den Blutzucker beeinflussen, und die Insulinmenge entsprechend anpassen. Hierzu zählen die Ernährung und körperliche Bewegung, aber auch Infekte oder Stress. Ist die Behandlung nicht optimal und dadurch der Blutzuckerspiegel langfristig zu hoch, können auch gesundheitliche Langzeitschäden auftreten. Dank moderner Forschung, gibt es nun erste Ansätze um den Ausbruch von Typ-1-Diabetes zu verzögern. Hierzu muss die Erkrankung aber bereits erkannt werden, bevor Symptome auftreten.

Bisher gibt es keine Möglichkeit den Ausbruch von Typ-1-Diabetes zu verhindern. Jedoch erforschen wir in verschiedenen Studien neue Behandlungsformen, um die Entstehung von Typ-1-Diabetes zu verzögern oder zu verhindern. Bei allen Ansätzen haben wir das Ziel, die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen durch das körpereigene Immunsystem aufzuhalten. Es sollen also möglichst viele Betazellen erhalten bleiben, damit der Körper weiterhin selbst Insulin herstellen kann. In den USA ist seit November 2022 mit Teplizumab der erste Wirkstoff zugelassen, der einen Ausbruch von Typ-1-Diabetes um durchschnittlich zwei bis drei Jahre verzögern kann. Forschende setzen sich dafür ein, dass solche Therapien auch in Europa verfügbar werden.

Erforscht werden verschiedene Ansätze, die versuchen die Autoimmunreaktion zu beeinflussen, die dem Typ-1-Diabetes zugrunde liegt. Das übergeordnete Ziel ist es, das Immunsystem so zu trainieren, dass es die körpereigenen Zellen nicht angreift. In der POInT Studie  (Rekrutierung abgeschlossen) untersuchen wir beispielsweise, ob die Gabe von Insulin in Pulverform das Immunsystem von Kindern mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes trainieren kann. Das könnte die Autoimmunreaktion, die dem Typ-1-Diabetes zugrunde liegt, verhindern. In der SINT1A Studie  (Rekrutierung läuft aktuell) hingegen erhalten Säuglinge mit erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes ein Probiotikum. Die darin enthaltenen Bakterien sollen die Darmflora positiv beeinflussen und so das Immunsystem regulieren, sodass die krankmachende Immunreaktion verhindert wird. POInT und SINT1A sind nur zwei Beispiele für eine Vielzahl an Studien, die versuchen eine Prävention von Typ-1-Diabetes zu ermöglichen.

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